Wenn es je einen guten Menschen auf der Welt gegeben hat, muss er wohl Portugiese gewesen sein.
Georges Biard, Maria de Medeiros Cannes, CC BY-SA 3.0
Denn in Portugal werden von alters her viele schöne Tugenden geübt: Geduld und Bescheidenheit, Nachsicht und Verständnis, Großzügigkeit und Gastfreundschaft, Zurückhaltung und Feingefühl, Heiterkeit und stille Besinnung.
An dieser Feststellung ist keine Spur von Ironie. In Portugal denkt man so human, dass schon 1867 die Todesstrafe abgeschafft wurde.
Wer im Portugiesen so etwas sieht wie einen Provinzspanier, der täuscht sich. Ebenso wie jener, der meint, in Portugal spräche man etwas ähnliches wie einen spanischen Dialekt.
Einiges (aber nur wenig) haben die Portugiesen mit den Spaniern gemeinsam. Den Stolz, beispielsweise. Und die Scheu, sich lächerlich zu machen; dazu die Furcht, die Ehre könne einen Fleck bekommen. Faszinierend ist, dass sich der Stolz in Portugal mit einer ungekünstelten Bescheidenheit paart. Diese Bescheidenheit ist echt und tief - aber doch nicht so tief, dass man sich nicht gerne "Herr Doktor" nennen ließe, auch wenn man es nicht ist.
Auch der ausgeprägte Individualismus ist beiden Völkern gemeinsam. Wie jeder Spanier, so betrachtet sich auch jeder Portugiese als Herr. Meist hat er damit recht. Er ist einer.
Die Portugiesinnen? Noch vor einigen Jahren galt in Portugal als selbstverständlich, dass es vor allem auf die Männer ankommt. Das hat sich überraschend schnell geändert: An vielen wichtigen Plätzen, auch in verantwortlichen Stellen, trifft man nun Damen. Für sie gilt, kaum abgewandelt, was über die Männer zu sagen ist.
Für den schrankenlosen Individualismus gibt es Beispiele - etwa die Sportstadien. Sie sind schier zahllos, denn jeder portugiesische Sportverein zerfällt durch Zellteilung in drei andere. Jeder Verein baut sein eigenes Stadion, und keines wird jemals voll - schon weil Portugiesen nicht schätzen, in Massen aufzutreten.
In vielem aber unterscheidet sich der Portugiese sehr vom Spanier. Da ist sein Humor, seine stetige Bereitschaft, lauthals zu lachen. Und, dicht daneben, die ebenso große Bereitwilligkeit, von einem Augenblick zum anderen in die "Saudade" zu verfallen - in eine Art von süßer Traurigkeit, die meist grundlos ist, aber deshalb nicht weniger tief empfunden wird.
Echt portugiesisch sind auch der Spass am Trinkgeld und die Freude darüber, dass man etwas billiger oder gar umsonst ergattern kann. Auch die vielen schlauen Nebengeschäfte sowie das Talent für kluge Improvisation sind typisch portugiesisch. Und, natürlich, die seit Jahrhunderten traditionelle abgrundtiefe Skepsis auf alles, was spanisch ist.
Deshalb tun Sie gut daran, einen Portugiesen eher auf Hindustani oder Suaheli anzusprechen als auf Spanisch.
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