Wer ins Allgäu reist, dort ins Oberstdorfer Tal fährt und dabei versehentlich über Oberstdorf hinausgerät - der ist plötzlich in Österreich und merkt es gar nicht. Genauer gesagt: Er ist im Kleinen Walsertal.
Das gehört politisch zu Vorarlberg; dorthin werden die Steuern gezahlt. Aber wirtschaftlich ist es an Deutschland angeschlossen. Denn über Oberstdorf führt der einzige vernünftige Weg ins Kleine Walsertal; rein topographisch stellt es gar nichts anderes dar als eine Verlängerung des Oberstdorfer Tales. Es sind die gleichen Kalkberge mit ihrem schütteren Waldbestand, die da links und rechts zur Freude der Wanderer und Skifahrer achtunggebietend in den Himmel ragen. Wie im Allgäu lebt man auch hier von der Landwirtschaft und neuerdings vornehmlich vom Fremdenverkehr.
Trotz dem Tourismus findet man hier noch sehr viel Ursprüngliches. Die Höfe haben ihren unverwechselbaren Stil: Wohnhaus und Pferdestall sind zusammengebaut, Scheune und Kuhställe einen Steinwurf entfernt. In den Stuben stehen zierliche Walser-Möbel eigener Prägung und in der Truhe liegen häufig die Trachtengewänder, die hier an Feiertagen oft noch so selbstverständlich angelegt werden wie einst im Mittelalter, aus dem sie stammen.
Übrigens: Die Walsertäler sind ihrer Herkunft nach weder Deutsche noch Österreicher, sondern Schweizer. Im 13. und 14. Jahrhundert kamen sie aus dem Wallis hierher. Daher auch der Name: Walsertal.
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