Syrakus
"Zu Dionys, dem Tyrannen
schlich..."
Was Schiller da dichtete, soll in Syrakus stattgefunden haben, 400 Jahre vor
Christi Geburt. Es ist schwer vorstellbar, dass das liebenswürdige, provinzielle
Syrakus damals - mit rund einer Million Einwohnern - die größte aller
griechischen Städte war. Bedeutende Geister lebten hier. Äschylos
war Theaterdramaturg und Regisseur, Archimedes wirkte als mathematischer Philosoph.
Bis 212 v. Chr. die Römer die Stadt besetzten. Da hatte Archimedes gerade
geometrische Figuren in den Sand gezeichnet; ein römischer Soldat trampelte
drauf herum.
"Störe meine Kreise nicht!" rief Archimedes. Und wurde prompt
erschlagen.
Die Römer waren damals eben noch ausgemachte Barbaren. Syrakus ertrug das
nicht. Es sank schnell zur Bedeutungslosigkeit herab. Die heutige Stadt besitzt
nur noch ein Achtel des damaligen Umfangs. Erst wenn man sieht, wie weit die
Monumente der Vergangenheit verstreut sind, kann man sich ein Bild von der Grösse
des antiken Siracusa machen.
Mittelpunkt der heutigen Stadt (wenn auch nicht im geografischen Sinn) ist die
Altstadt, die auf einer Insel liegt - mit engen, gewundenen Gässchen, schmucken
Balkonen an Häusern und Palästen. Und erstaunlich mittelalterlicher
Atmosphäre.
Die Besichtigung des antiken Stadtviertels Neapolis im Nordwesten von
Syrakus dauert gut und gern vier Stunden. Da gibt es vor allem das kreisrunde
griechische Theater aus dem 5.
Jahrhundert v. Chr. Mit einem Durchmesser von 134 Metern ist es das größte,
das die Griechen jemals bauten.
Zehntausend Zuschauer haben Platz; die Griechen sollen sogar mit 15 000 gerechnet
haben.
Daneben liegen künstliche Grotten, von denen das sogenannte "Ohr des
Dionys" besonders interessant ist:
Die Akustik in dieser Höhle ist so raffiniert. dass ein Flüstern zum
Gebrüll werden kann. Man behauptet, Dionys habe die Höhle benutzt,
um Gefangene zu belauschen; sehr wahrscheinlich ist das nicht.
Sizilien - der Schlüssel zu allem
Geheimrat
Goethe, um tiefe Worte nie verlegen, rief es aus: Italien ohne Sizilien macht
kein Bild in der Seele. Hier ist der Schlüssel zu allem!
Die Sizilianer werden's gerne hören, es klingt auch gut, aber leider stimmt
es nicht. Zumindest nicht mehr so komplett. Für Herrn Goethe, der Italien
noch ganz klassisch empfand, mag es ja seine Richtigkeit gehabt haben: Die hellenischen
Tempel Siziliens (schöner als die meisten in Griechenland selbst) galten
ihm als die idealen Vorbilder der italienischen Antike.
Landschaftlich ist Sizilien in der Tat die logische Fortsetzung der italienischen
Stiefelspitze. Die Insel ist vorwiegend gebirgig, im Innern oft trocken und
karg.
Die Flüsse dürren im Sommer vielfach aus. An den Küsten hingegen
herrscht freundliche, teils üppige Vegetation. Hier wachsen an den Hängen
bis in 600 Meter Höhe Obst und Gemüse. Wein, Oliven und Kastanien.
Und im Hügelland des Südens dehnen sich die Kornfelder von Horizont
zu Horizont.
Ohne Frage herrscht auf Sizilien das wärmste Klima Italiens. Immerhin liegt
der Südzipfel der Insel auf der geographischen Breite von Tunis. Zwischen
Mitte September und Mitte November sind die Lufttemperaturen zwar um einige
Grad gesunken, die des Wassers aber kaum (im Oktober misst man noch 22 Grad),
und das sizilianische Wetter ist dann - von kurzen Regengüssen abgesehen
- noch so, wie man es bei uns im August nur selten findet.
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