Genua
Heinrich Heine war beeindruckt
- aber nicht positiv.
Er fand Genua "hässlich über alle Massen": das gebleichte
Skelett eines Riesentieres, in dem dunkle Ameisen herumkriechen.
Das ist Geschmackssache. Es gibt viele Menschen die Genau lebendig, dynamisch,
sympathisch finden. Natürlich, Genua hat - weit mehr als zu Heines Zeiten
- ausgedehnte Industrieviertel, auch die schier endlosen Komplexe von Docks,
Quais und Kranen in der Hafengegend. So ist das nun mal in einer Hafenstadt.
Andererseits hat Genua, vor allem in seinen alten Teilen, sehr viel Schönes
herzuzeigen: prächtige Palaste, weite und imponierende Plätze, breite
Straßen. Und ein altes Hafenviertel von so]ch pittoreskem Channe. dass jemand,
der nur kurz in Genua ist, am besten ledig]ich durch diese Gässhen, die
Carugi, bummelt. Schlichte Kneipen und raffinierte Feinschmeckerlokale. Schmuckgeschäfte
und Pizzerien, obskure Läden und schicke Boutiquen, handtuchschmale Durchgänge
und winzige Plätze. Ein Gedrängel und Geschiebe, dass einem Angst
werden kann. Tagsüber besteht zur Angst aber kein Grund.
Es ist faszinierend!
Aber auch der Hafen ist es, einer der interessantesten der Welt. Hier gibt ss
Handelsschiffe, Kriegsschiffe. Luxusliner, Werften und viel Lärm. Eine
Hafenrundfahrt empfiehlt sich. Bei ihr erlebt man die drei Hafen. die nebeneinanderliegen,
am intensivsten: den Haupthafen Porto Vecchio (das heißt "alter Hafen";
er stammt schon aus dem Jahre 1250), den Porto Novo (den neuen Hafen, doch auch
der ist bereits hundert Jahre alt) und den Kriegshafen.
Einst mondän, jetzt modern: Die Riviera
Die
italienische Uferpartie links und rechts der Stadt Genua heißt schlicht
"La Riviera" - zu deutsch: "die Küste". Westlich von
Genua ist es die "Riviera di Ponente", östlich die "Riviera
di Levante". Die Riviera di Levante ist landschaftlich imponierend, schroff
und gegen das Binnenland abgeschlossen. Bei der Riviera di Ponente tritt das
Gebirge zurück; es lässt Platz für größere Städte
und Autostraßen lässt.
Diese Riviera di Ponente war einst "die" Riviera - die berühmte
Winterresidenz unserer Groß- und Urgroßeltern (sofern sie das Geld
dafür hatten). Schon zu Anfang des letzten Jahrhunderts kamen die ersten
Prominenten hierher. Sie widmeten der schönen und klimatisch sehr begünstigten
Küste glühende Zeilen in ihren Reisetagebüchern. Ihnen ist es
zu verdanken, dass die Riviera in Mode kam. Es sprach sich herum, dass hier die ganze feine Welt im Winter Urlaub mache. Weil eben in dieser Gegend
die Winter besonders mild seien.
Aus Griebens Reiseführer von 1906 erfährt man, dass die Saison
an der Riviera Anfang November beginne und im Mai ende, wonach alle guten Hotels
und Restaurants geschlossen seien. Das gehobene Publikum war zu jener Zeit weder
am Schwimmen noch am Sonnenbaden interessiert. Blässe galt als vornehm.
Die Zeit ist vorbei. Längst sind Topfpflanzen, Plüsch und die pompösen
Paläste der Jahrhundertwende modernen Appartementhotels und Bungalowsiedlungen
gewichen.
Eines jedoch blieb aus jener Zeit: Der westlichste Teil der Riviera di Ponente
- etwa zwischen San Remo und Alassio - behielt einen besonderen Namen: "Riviera
di Fiori", die Blumenküste. In dieser geschützten Lage entfalten
sich Mimosen, Nelken, Magnolien und andere Pflanzen in subtropischer Üppigkeit.
Auch Palmen, Agaven, Eukalyptus und Oliven gedeihen bei Temperaturen, die fast
nie den Gefrierpunkt erreichen.
Was außerdem gedeiht, sind viele Kräuter (aus denen man unter anderem
Il Pesto herstellt, eine cremig-dicke scharfe Soße). Und ein wunderschöner
Wein, der Rossese von der Riviera di Fiori.
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