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Reisen in Großbritannien·Reisegeschichte I

By destination

von Annerose Lohberg-Goelz

Björn ist Norweger und nicht mehr ganz jung. Maria, seine quirlige, dunkelhaarige Gattin ist ganz jung und zypriotischer Abstammung. Beide leben seit über 20 Jahren in England und fanden sich "by destination" - sie sind überzeugt, dass sie füreinander bestimmt waren.

Lyth Hill 01

The original uploader was Dpaajones at English Wikipedia., Lyth Hill 01CC BY-SA 3.0

"By destination" fanden sie auch das Haus, in dem sie leben und arbeiten. Und "By destination" war auch das Hausgespenst Fred in diesem riesigen Landhaus vorhanden. Sie kommen alle gut miteinander aus. Fred zeigt sich nur Maria und dem Töchterchen Juliet - er ist ein guter Geist. Immerhin lebt er ja schon über 250 Jahre in "Old Colehurst Manor", diesem großen Tudor-Fachwerkgebäude bei Sutton, ganz oben im Nordwesten der Grafschaft Shropshire. Diese wiederum liegt ziemlich genau in der Mitte des United Kingdoms.

Björn und Maria sind dagegen erst seit einem Jahrzehnt auf dem Lande ansässig, aber sie sind "very english indeed" geworden, wie wenn auch sie seit Jahrhunderten zum englischen Landadel gehören würden. Wenn man durch die knarrende Tür im "Old Colehurst Manor" eingetreten ist, befindet man sich augenblicklich im 17. Jahrhundert. Im Schein eines riesigen lodernden Kaminfeuers begrüßen Björn und Maria in Gewändern aus jener Zeit ihre Gäste mit überwältigender Herzlichkeit, denn sie sind überzeugt davon, dass auch jeder Gast nur "by destination" zu ihnen gefunden hat.

Sieben Jahre haben sie an ihrem Traumschloß gebaut; aus ganz England trugen sie antike Möbelstücke zusammen und statteten die Räume so aus, wie sie nach alten Stichen einstmals ausgesehen haben mögen. Da gibt es den "Kings Room", den einst die Herrenhäuser immer haben mussten, falls der König bei der Jagd durch die Gegend gekommen wäre, es gibt den "Masters Bedroom" und den "Princess Room", einen "Red Room" und selbstredend auch die "Service Quarters" für die Dienerschaft - die sind dann etwas billiger. Auch eine Gefängniszelle pflegten die Schlösser zu haben - man weiß ja nie, was passiert, wenn einer beim abendlichen Gelage zuviel trinkt. Diese "Prison Cell" ist der preiswerteste Raum im Haus.

Rezepte aus Kochbüchern des Mittelalters

Wie viele Eigentümer alter Herrenhäuser und Schlösser in England mussten auch Maria und Björn sich etwas einfallen lassen, um den Besitz erhalten zu können. Maria, eine leidenschaftliche Köchin, studierte Rezepte in Kochbüchern des Mittelalters. Sie baute in ihrem großen Garten über hundert verschiedene Gemüse und Kräuter an, die fast in Vergessenheit geraten waren. Sie sprach mit den Bauern aus der Gegend und kauft ihnen nun Lämmer und Schafe ab, sie komponiert aufwendige Speisefolgen und kocht sie in ihrer großen Küche in alten Gerätschaften nach. Dann deckt sie die lange Tafel im Speisesaal, während sich draußen der Spielmann auf dem Dudelsack einstimmt.

Björn begibt sich derweil mit seinen Gästen in die Kleiderkammer, wo sich jeder ein dem Mittelalter nachgeschneidertes Gewand aussuchen darf. Zum mittelalterlichen Mahl treffen sich alle an der Tafel, unter der sich der Hofhund mucksmäuschenstill zusammengekauert hat.

So beginnt ein unvergeßlicher Abend bei wunderbaren, bekömmlichen Speisen und Musik auf alten Instrumenten. Björn und der Spielmann erzählen zwischen den Gängen Legenden und Geschichten, während die Kerzen langsam niederbrennen. Im Verlaufe des Abends geht jeder Gast so sehr in der Atmosphäre des elisabethianischen Zeitalters auf, das hier so vollendet nachgespielt wird, dass man fast traurig ist, wenn man sich schließlich zum Schlafen in die jedem zugewiesene Kemenate begibt. Hausgeist Fred hat in dieser Nacht übrigens nur aus Versehen die Feuersirene aufheulen lassen - sonst ist nichts geschehen.

Im "Heart of England" liegen einige der geschichtsträchtigsten und bedeutsamsten Städte und Grafschaften des "United Kingdoms". Sie heißen Shropshire und Staffordshire, Worcestershire und Derbyshire. Die dunklen Moorlands gehören ebenfalls dazu wie die sattgrünen Hügel im Peak District National Park, in dem man stundenlang radeln kann, ohne einer Menschenseele zu begegnen.

Mittendrin liegt die ausufernde Industriestadt Birmingham, in der man meist als Fluggast landet. Der Flughafen ist nicht groß, aber übersichtlich und supermodern. Man findet leicht in die Stadt und auch wieder hinaus; das empfiehlt sich.

In Birminghams Vorort Merry Hill stehen die angenehmen Hotels; ruhig und exklusiv am Wasser oder lebhafter in der Nähe des Einkaufszentrums, das mit seinen 260 Läden unter einem Dach eines der größten in Europa sein soll. Typisch englisch ist es nicht, aber man findet alles - von gut nachgemachten Antiquitäten bis zur ausgefallenen Unterwäsche, vom Hamburger bis zum Kaviar. Als Ausgangspunkt zur Erkundung von Englands Mitte bietet sich Birmingham an, zu mehr aber auch nicht.

Um das Herz Englands kennenzulernen, denken wir uns eine Rundreise aus. Nordwestlich von Birmingham liegt das "Black Country". Wie der Name sagt, ist es ein düsteres Stück Land, doch von großem historischem Interesse. Es ist die Gegend, in der früher Eisen gewonnen wurde. Ironbridge Gorge ist das Zentrum, heute ein Weltkulturerbe. Die Ironbridge selbst ist die älteste Eisenbrücke der Welt.

The Iron Bridge (8530)

NilfanionThe Iron Bridge (8530)CC BY-SA 4.0

Fröhlicher als in den stillgelegten Eisenbergwerken und toten Hochöfen geht es im "Blists Hill Open Air Museum" zu. Es ist ein Freilichtmuseum, in dem es genauso aussieht wie im viktorianischen England. Ein ganzes Dorf wurde original aufgebaut. Es gibt Lädchen, hinter deren Theken Menschen in der Kleidung aus jener Zeit stehen. In der Sprache von damals verkaufen sie Waren, die man heute kaum noch kennt. In einer winzigen Wohnstube erklärt die Hausfrau, wie sie ihre 16 Kinder aufgezogen und ernährt hat, wie eng und ärmlich alles war. Dass es aber am Sonntag doch zu einem Spießbraten für alle gereicht habe - für die Kleinsten aber nur ein Tellerchen Soße, das sie mit einem Stück Brot auftunken durften. Sie, die Mutter, habe aus Lumpen kleine Teppiche gefertigt und so zum Lebensunterhalt beigetragen.

Im Pub nebenan, in den Frauen früher nicht hineinduften, gibt´s herzhaftes Ale, dieses dunkle Biergebräu, das für Frauen ohnehin nicht schicklich war. Zumal dort auch geflucht, gespuckt und Karten gespielt wurde.

Man sei arm, aber glücklich gewesen, wird einem versichert. Man glaubt es unbesehen, so vollendet haben die Betreiber des Museums die Zeit weggezaubert. Sie leben dort ständig so wie dazumal.

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