Die Friesen wanderten vor der Zeitwende aus dem dänischen Jütland ein, um am Ufer der Nordsee nach Süden und dann nach Westen zu ziehen; manche kamen bis zur Rheinmündung.
Arne Hückelheim, Juister Strand, CC BY-SA 3.0
In diesem Raum an der Nordsee sitzen sie noch heute, und die Geografen haben ihr Land in drei Gebiete aufgeteilt. In Westfriesland (das gehört zu den Niederlanden bis zur deutschen Grenze), in Ostfriesland (das ist die Gegend, um die es in diesem Kapitel geht - von der niederländischen Grenze bis zur Elbmündung) und in Nordfriesland (das sich in Richtung Dänemark anschließt). Durch diese etwas bürokratische Aufteilung kommt die Kuriosität zustande, dass die nordfriesischen Inseln östlicher liegen als die ostfriesischen. Nun ja.
Ostfriesland blieb jahrhundertelang bäuerlich - besonders im Westen, wo die Landschaft "die Krummhörn" heißt. Hier erlebt man ein Küstenland wie aus dem Urlaubsprospekt: hinter grünen, von unzähligen Schafen weißgesprenkelten Deichen breitet sich sattes, plattes Marschland aus. Überall grasen schwarzbunte Friesenrinder auf saftigen Weiden, ziehen sich leuchtendgelbe Rapsfelder hin, kauern geduckte Backsteinhäuser unter alten Bäumen - und immer wieder glitzern Wasserläufe durchs Land.
Am meisten beeindruckt der Himmel, der über dem flachen Land viel weiter, blauer, dramatischer und abwechslungsreicher scheint als zuhause, wo der Dunst den Sonnenuntergängen die Farben nimmt. Wer diese Landschaft eintönig nennt, ist wohl nur mit dem Auto durchgesaust, ohne richtig hinzuschauen.
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