Palermo
Zunächst war Palermo,
Siziliens Hauptstadt, phönizisch, dann karthagisch und römisch. Die
Römer wurden von den Byzantinern abgelöst, im 9. Jahrhundert kamen
die Araber, nach ihnen die Normannen und schliesslich die schwäbischen
Staufenkaiser.
Nach den Hohenstaufen übernahmen die französischen Anjou die Macht.
Palermo ging weiterhin von Hand zu Hand; wurde aragonisch, spanisch, bourbonisch
- und schliesslich italienisch.
Die bewegte Geschichte hat Palermo ein Konglomerat von sämtlichen Baustilen
aller Besatzer beschert. Am interessantesten ist der in Europa einmalige arabisch-normannische
Misch-Stil, der aus Palermos kultureller Blütezeit stammt. Die Piazza Bellini
gehört zu den reizvollsten Plätzen der tadt. Hier stehen zwei Kirchen
aus jener arabisch-normannischenr Zeit.
Den Palazzo dei Normanni haben eigentlich schon die Araber gebaut. Die
Normannen setzten das Werk nur fort. Andere werkelten weiter daran. Heute ist
der ehemalige Königspalast der Sitz des Parlaments von Sizilien.
Im stattlichen gotisch-katalanischen Palazzo Abbatelli mit seinen zinnengekrönten
Türmen ist die sizilianische Nationalgalerie untergebracht - mit regionalen
Kunstwerken aus dem Mittelalter bis zur Neuzeit.
Und der Foro Italico ist eine wahrhaft fürstliche Seepromenade, flankiert
von noblen Adelspalästen. An lauen Abenden flaniert hier halb Palermo.
Geheimrat Goethe, um tiefe Worte nie verlegen, rief es aus: Italien ohne Sizilien
macht kein Bild in der Seele. Hier ist der Schlüssel zu allem!
Die Sizilianer werden's gerne hören, es klingt auch gut, aber leider stimmt
es nicht. Zumindest nicht mehr so komplett. Für Herrn Goethe, der Italien
noch ganz klassisch empfand, mag es ja seine Richtigkeit gehabt haben: Die hellenischen
Tempel Siziliens (schöner als die meisten in Griechenland selbst) galten
ihm als die idealen Vorbilder der italienischen Antike.
Landschaftlich ist Sizilien in der Tat die logische Fortsetzung der italienischen
Stiefelspitze. Die Insel ist vorwiegend gebirgig, im Innern oft trocken und
karg.
Die Flüsse dürren im Sommer vielfach aus. An den Küsten hingegen
herrscht freundliche, teils üppige Vegetation. Hier wachsen an den Hängen
bis in 600 Meter Höhe Obst und Gemüse. Wein, Oliven und Kastanien.
Und im Hügelland des Südens dehnen sich die Kornfelder von Horizont
zu Horizont.
Ohne Frage herrscht auf Sizilien das wärmste Klima Italiens. Immerhin liegt
der Südzipfel der Insel auf der geographischen Breite von Tunis. Zwischen
Mitte September und Mitte November sind die Lufttemperaturen zwar um einige
Grad gesunken, die des Wassers aber kaum (im Oktober misst man noch 22 Grad),
und das sizilianische Wetter ist dann - von kurzen Regengüssen abgesehen
- noch so, wie man es bei uns im August nur selten findet.
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